Architektur bis Kuratieren. Die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg als Simulakrum der Transformation von Architektur(-Theorie) (Arbeitstitel)

....Andrea Kopranovic

Thesis supervisor:

Univ.Prof. Dr.phil. Vera Bühlmann

..ANDREA KOPRANOVIC

Thesis supervisor:

Univ.Prof. Dr.phil. Vera Bühlmann ....

Architektur – Kunst und Architektur – Architektur und Gesellschaft – Städtebauliche Architektur – Urbanismus – Meisterklasse – Museumsbauten – Altstadterhaltung – Architektur als politische Intervention – Kunst im öffentlichen Raum – Design – Kuratieren

 

Eine konstante Revision ihrer selbst und der behandelten Gegenstände ist seit über 60 Jahren Leitmotiv der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg (ISBKS). Jedes Jahr wird auch der Inhalt der Architekturklassen neu verhandelt, immer zeitgenössische Problemstellungen reflektierend. Ein damit zusammenhängender Wandel der Relevanz architektonischer Themen und die kohärente Neudefinition bzw. Transformation[1] des Begriffes Architektur sind Ausgangspunkt dieser Dissertation.

 

Um den Veränderungsprozess aufzuzeigen dienen die Schlagworte oben: in chronologischer Ordnung bilden sie die Klassentitel ab. Sie zeigen einen Wandel auf, dessen zeitliche Abfolge jedoch durch die Zuhilfenahme unterschiedlicher Methoden, v.a. der Diskontinuität Michel Foucaults und des Simulakrum von Roland Barthes[2], dekonstruiert und anhand inhaltlicher Verbindlichkeiten sowie Brüche neu zusammengesetzt wird. Ein Teil dieser Form von Betrachtung führt zu den Umstrukturierungen, die in Korrelation mit den leitenden Persönlichkeiten sowie den berufenen Lehrenden stehen. Fünf DirektorInnen prägen bis heute die Geschichte der ISBKS, unterschiedlich lange sind ihre Amtsperioden. Unter ihnen hält eine konstante Erweiterung des Architekturbegriffs Einzug in die Programmatik. Dies ist als Komponente der verkürzten Lehrzeit und Dauer fassbar, welche die DirektorInnen mit der Berufung von Lehrenden direkt beeinflussen.

 

Eine zweite Ebene öffnet ein größeres, von der ISBKS unabhängigeres Feld: Architektur als Baukunst, als Ausdruck von Gesellschaftskritik, als Erhaltungswerkzeug, als Gedankenraum für theoretische und philosophische Überlegungen, Architektur als Design – diese Verknüpfungen gilt es anhand von Case Studies über die Zeitspanne seit Ende des 2. Weltkrieges zu prüfen. Dieser Teil ist nicht nur auf die ISBKS ausgelegt sondern stellt Fragen nach den Prozessen, die zu einer solchen Veränderung geführt haben, ob die Architektur im damaligen Sinn obsolet wurde und wie sie heute noch sinnstiftend sein kann. Sie nimmt ebenso Bezug auf einen weiteren österreichischen und fallweise europäischen Kontext.

 

Die Dissertation ist Teil der Forschungsgruppe zu den Architekturklassen der Salzburger Sommerakademie, zusammen mit Kristian Faschingeder, Dietmar Bach und Michaela Polak.

 

[1]      Die Adaption des gewählten Begriffes Transformation geht auf Michel Foucault zurück, der in „Archäologie des Wissens“  von „Deplazierungen und Transformationen der Begriffe“ schreibt: „Infolgedessen ordnen sich die historischen Beschreibungen notwendig nach der Aktualität des Wissens, vervielfachen sie sich (sic!) mit seinen Transformationen und hören ihrerseits nicht auf, mit sich selbst zu. […] [W]ie soll man die verschiedenen Begriffe spezifizieren, die das Denken der Diskontinuität gestatten (Schwelle, Bruch, Einschnitt, Wechsel, Transformation)?“  Foucault, Michel: Archäologie des Wissens (dt., L’archéologie du savoir), übers. v. Ulrich Köppen, 5. Aufl., Frankfurt am Main 1992 (EA 1973), S. 11f u. 13.

[2]      Barthes, Roland: Die strukturalistische Tätigkeit, in: Kursbuch 5, 1966, S. 190-196.